18. Dialog mit dem schlauen Bergschaf-Bock
Bock (plötzlich!): Weißt du was?
Ich (überrascht): Ähh ... was denn?
Bock: Ich möchte etwas mit dir teilen.
Ich: Was denn?
Bock: Was glaubst du?
Ich: Du wärst jetzt gerne am Berg? Du hättest jetzt gerne Bergkräuter? ... Kastanien?
Bock (erfreut): Ja, ja und nochmal ja!!! Aber damit hat es eigentlich nicht direkt etwas zu tun. Indirekt vielleicht ...
Ich: Verrate es mir!
Bock: Ich denke, ihr Menschen solltet euch darauf konzentrieren zu können und nicht darauf zu haben.
Ich: Ich glaube ich weiß schon worauf du hinaus willst – aber erkläre es mir genauer.
Bock: Ich denke, dass das ein wichtiger Schlüssel zur Wende weg vom ressourcenfressenden Materialismus sein könnte. Es erbaulich zu finden, wenn man etwas gut kann. Etwas was man gern tut gut können zu wollen und daran zu arbeiten.
Ich: Dir geht es um Konsumverhalten, oder? Innere Leere mit Kaufen von Dingen oder Events füllen wollen? Etwas Sinnhaftes tun und damit zum Gemeinwohl beitragen. Gemeinsam mit anderen. Werte haben und danach leben.
Bock: Exakt!
Ich: Herausfinden, was meine Träume sind und sukzessive darauf hinarbeiten, diese zu leben. Mir die Fragen zu stellen: Wohin zieht es mich, was will ich mit meinem Leben machen? Mit meiner kostbaren und kurzen Lebenszeit!
Bock (zynisch): Yep! Jedenfalls würde ich sicher nicht mit meiner kostbaren Energie und Zeit die Konten und Ziele von Menschen (er)füllen die anderen Menschen und der Natur schaden!
Ich: Du hast schon recht. Das bedeutet allerdings: selbst denken, den Mut haben man selbst zu sein, sich selbst und das eigene als in Ordnung und genügend anzunehmen. Verantwortung für das eigene Denken, Fühlen, Handeln übernehmen. Das ist gar nicht so wenig.
Bock (versöhnlich): Sicherlich. Du verzichtest auf deine Opferrolle, suchst keine SündenBÖCKE mehr dafür, wenn in deinem Leben etwas nicht so funktioniert wie du dir das vorgestellt hast. Aber dafür ermächtigst du dich und beginnst dein Leben zu gestalten und in die eigenen Hände zu nehmen. Es gibt nichts Zufriedenstellenderes denke ich – auch oder besonders wenn nicht immer alles gleich funktioniert.
Wie es bei mir ganz gut funktioniert und was ich selbst beitragen kann:
Ich muss mir immer wieder klar darüber werden wie ich eigentlich leben möchte. In der Freizeit und auf Reisen funktioniert das ganz gut, da bin ich eher bei mir, habe Distanz zum Alltag und neue Eindrücke.
Es braucht auch Zeit und Ruhe und allein sein. Leben im eigenen Rhythmus. Weder zu schnell noch zu langsam. Es ist ein sich Einnorden - sich wieder dem eigenen Weg zuwenden.
Im Alltag hilft mir regelmäßige Meditation, so komme ich recht schnell zu mir zurück und Wege werden mir klar. Auch beim Laufen oder Berggehen können die Gedanken so weit zur Ruhe kommen.
Hilfreich in Phasen der Unruhe und Veränderung ist das regelmäßige Aufschreiben. Ich glaube, es ist das Bewusst machen was einem Wesentlich ist. Das gibt Orientierung - das ist der innere Kompass.
Von anderen Menschen lasse ich mich im positiven wie negativen leicht ablenken, deshalb brauche ich persönlich eher das Alleinsein, um mich wieder sammeln zu können. Ich übe allerdings auch unter anderen mehr bei mir bleiben zu können.
Wenn ich sterbe, möchte ich mir denken können, dass ich mein Leben so weit in Einklang mit meinen Werten gelebt habe wie es mir möglich war.
Was zu tun ist:
Öfter einmal allein sein. Sich tiefgehend dafür interessieren, wie das eigene Leben sein soll. Ob es den eigenen Werten entspricht. Ob es Widersprüche gibt, wenn ja, diese eleminieren oder bewusst als Kompromiss annehmen.
Es wäre von Vorteil in einer Gesellschaft zu leben, die es begrüßt und möglichst vielen Menschen ermöglicht, deren eigenen Weg einzuschlagen. Ein solidarischer Rechts- und Sozialstaat sowie eine möglichst faire Verteilung des Vermögens wären z.B. hilfreich. Akzeptanz und (finanzielle) Honorierung verschiedenster Talente und Stärken würden eine florierende, zufriedene Gesellschaft hervorbringen, deren Lebensqualität und Wohlstand den heutigen bei weitem übertrifft. Davon bin ich überzeugt.
Weiterführende Links:
Joachim Bauer, 2022: Wie wir werden, wer wir sind - Die Entstehung des menschlichen Selbst durch Resonanz; Heyne Verlag München.
Hartmut Rosa, 2020: Unverfügbarkeit; Suhrkamp Verlag Berlin.
Marcel Hunecke, 2022: Psychologie der Nachhaltigkeit. Vom Nachhaltigkeitsmarketing zur sozial-ökologischen Transformation; oekom Verlag München.
Daniel Kahneman, 2016: Schnelles Denken, langsames Denken; Penguin Verlag München.