26. Dialog mit dem schlauen Bergschaf-Bock
Der Bergschaf-Bock und ich sitzen im Wohnzimmer und diskutieren wieder einmal über Kapitalismus, Druck auf Arbeitnehmer:innen, Finanzmarkt und Digitalisierung von Behörden und öffentlichen Einrichtungen mit Software aus dem privaten Sektor, … und den Frust, der viele Menschen aufgrund der fehlgeleiteten Entwicklungen erfasst. Schließlich landen wir wie so oft beim Konsumdrang zur Kompensation der daraus resultierenden Depression.
Ich: Aber WIE jetzt gut leben?
Bock: In Balance!
Ich: Fair enough. So einfach ist es aber gar nicht, in Balance zu sein und gar zu bleiben: Nichts bleibt gleich, alles ist dynamisch.
Bock: „Geh voran, bleibt alles anders."
Ich: Die Balance im Leben muss man immer wieder neu finden. Meist natürlich nach denselben Mustern, schließlich hat man irgendwann gelernt, was einem Kraft gibt oder womit man Stress abbaut. Aber von außen wie von innen gibt es Einflüsse, die einen immer wieder aus der Bahn werfen.
Bock (schulterzuckend): Das ist es wohl was man „leben“ nennt.
Ich: Manchmal muss man sich auch von alten Mustern oder gewohnten Realitäten verabschieden.
Bock: Das wäre dann persönliche Weiterentwicklung ... nicht das Schlechteste.
Ich: Dafür steht uns ja unser bis zum Schluss plastisches Gehirn zur Verfügung, das immer weiter dazulernen kann. Also ist das AKZEPTIEREN des Wechsels zwischen Balance und Disbalance das Geheimnis guten Lebens?
Bock: UND auch der Wechsel aus Kontrolle und Kontrolle abgeben ...
Ich: ... Leben und gelebt werden ....
Bock: ... Harmonie und Konflikt ...
Ich (ich strecke mich am Sofa): Anstrengen und Relaxen!
Bock (wischt ein paar Keksbrösel vom Wohnzimmertisch): Ordnung und Chaos ...
Ich (ich sehe verärgert auf die Brösel auf dem Teppich): Sinnvolles und sinnloses Verhalten ...
Bock (schaut unschuldig): Artgerechte Haltung und Käfighaltung.
Ich (ich mache eine Geste in Richtung Türe): Berg und Tal.
Bock: Nein, das ist ein schlechtes Beispiel – definitiv ist hier ausschließlich der Berg gut.
Ich: Hahaha – also ich hab das Tal nach dem Berg schon auch ganz gern und du scheinst ja auch nicht total abgeneigt zu sein. Happy balanced and unbalanced 2024 & danke für unsere Diskussionen, mein lieber Bock!
Wie es bei mir ganz gut funktioniert und was ich selbst beitragen kann:
In besten und schlechtesten Zeiten, während der Peaks, den Satz parat haben: „Alles geht vorbei.“
Gute Gewohnheiten pflegen und darauf achten, diese auch in stressigen Zeiten beizubehalten.
Kalendereinträge und Termine setzen: „Laufen gehen“ oder „Yoga“ sind gleich wichtig wie berufliche oder Arzt-Termine.
Innere Gelassenheit und Ruhe pflegen – z.B. regelmäßig Meditieren.
Den Bedürfnissen nach Ruhe, Aktivität, Gesellschaft oder Alleinsein soweit möglich folgen. Auf die „inneren Stimmen“ hören, sie diskutieren lassen und dann dem besten Bauchgefühl folgen.
Informieren, lesen etc. und Hilfe suchen, annehmen und sich coachen lassen, wenn man wo nicht weiterkommt.
Weiterführende Literatur:
Toni Innauer, 2023: Ein neues Leben. CSV Verlag.
Jörg Bernardy, 2021: Der kleine Alltagsstoiker. 10 Gelassenheitsregeln fürs Lebensglück. Gräfe und Unzer Verlag.
Beth Kempton, 2019: Wabi-Sabi. Die japanische Weisheit für ein perfekt unperfektes Leben. Ehrenwirth Verlag.