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Unverfügbarkeit

Unverfügbarkeit

50. Dialog mit dem schlauen Bergschaf-Bock

Es ist Sonntagmorgen, kein Termin steht an, ich kurble die Rollos im Wohnzimmer hoch. Ein ganz besonderer, leicht bläulicher Lichtschein dringt von unten her immer weiter in den Raum vor – die Stille von draußen fällt mir jetzt auf, Geräusche wirken gedämpfter, leiser ... 

Ich (höchst erfreut): Booock, es schneit!!!

Bock (drückt schon ergriffen die Nase ans Fenster, leise): Ja, so schööön ...

 

Wie es bei mir ganz gut funktioniert und was ich selbst beitragen kann:

Sich bewusst werden, dass wir nicht alles kontrollieren können und dass wir uns sogar die Lebendigkeit nehmen, wenn wir alles kontrollieren wollen. Wir lieben und brauchen das Nichtverfügbare, sonst wird unser Leben grau, stumpf und langweilig. Wir verlieren leicht die Wertschätzung für alles was uns ständig verfügbar ist (auch wenn das nur scheinbar so ist).

 

Was zu tun ist:

Unsere Beziehung zu uns selbst, anderen Menschen und zur Natur als gegeben dankbar annehmen und spüren. Ausbeutung in allen drei Fällen beenden. 

 

Weiterführende Links:

Im Gespräch mit Hartmut Rosa

Der Soziologe Hartmut Rosa untersucht seit über 20 Jahren unsere Lebensweise, um eine der grundlegenden Dimensionen der Moderne zu beleuchten: die Beschleunigung der Zeit. Die Journalistin Laura Raim befragte ihn nach seinem Interesse für die modernen Strukturen der Zeit und seinem Wunsch, diese zu verändern.

https://www.arte.tv/de/videos/110980-002-A/im-gespraech-mit-hartmut-rosa/

 

Weiterführende Literatur:

Hartmut Rosa, 2021: Unverfügbarkeit. Residenz

Kurzbeschreibung des Verlags:

Das zentrale Bestreben der Moderne gilt der Vergrößerung der eigenen Reichweite, des Zugriffs auf die Welt: Diese verfügbare Welt ist jedoch, so Hartmut Rosas brisante These, eine verstummte, mit ihr gibt es keinen Dialog mehr. Gegen diese fortschreitende Entfremdung zwischen Mensch und Welt setzt Rosa die „Resonanz“, als klingende, unberechenbare Beziehung mit einer nicht-verfügbaren Welt. Zur Resonanz kommt es, wenn wir uns auf Fremdes, Irritierendes einlassen, auf all das, was sich außerhalb unserer kontrollierenden Reichweite befindet. Das Ergebnis dieses Prozesses lässt sich nicht vorhersagen oder planen, daher eignet dem Ereignis der Resonanz immer auch ein Moment der Unverfügbarkeit.